Drei von sieben Baustellen bei Rot-Weiss Essen hat RevierSport in seiner Analyse bereits am Mittwoch (30. Oktober) benannt.
Nun folgen die Baustellen 04 bis 07.
Baustelle 04: Defensivschwäche
Vorweg: Was wäre eigentlich, wenn Rot-Weiss Essen nicht den wahrscheinlich besten Torwart der 3. Liga in seinem Kasten stehen hätte? Die Antwort ist einfach: RWE hätte keine 23 Gegentore in zwölf Spielen kassiert, sondern womöglich viel mehr. Jakob Golz ist der Keeper in der 3. Liga, der die meisten Bälle abwehren muss. Keine andere Mannschaft erlaubt dem Gegner mehr Schüsse abzugeben. Das untermauert eine Datenanalyse der Kollegen der WAZ.
Das RWE-Tor ist in Person von Golz gut gesichert. Doch davor fehlt es an mehreren Ecken und Enden. Wenn Lucas Brumme wie zuletzt ausfällt, dann ist die linke Abwehrseite der Essener ein Schwachpunkt. Das gilt auch für rechts, wenn Julian Eitschberger ausfällt. Spieler wie Eric Voufack oder Nils Kaiser tun sich verdammt schwer. In der Innenverteidigung spielt, wie schon in Teil eins dieser Analyse erwähnt, José Enrique Rios Alonso im Gegensatz zur vergangenen Saison nicht auf dem Niveau aus dem Vorjahr. Den Innenverteidigern Michael Schultz und Tobias Kraulich fehlt zum Teil das Tempo - auch das Stellungsspiel lässt zu Wünschen übrig. Kurzum: RWE hat im Defensivbereich einige Probleme.
Und, wie ebenfalls in Teil eins dieser Analyse erwähnt, fehlt ein echter Sechser wie Vinko Sapina.
Baustelle 05: noch keine Hierarchie
13 Zu- und 15 Abgänge. Diese Zahlen sagen eigentlich alles aus. Es ist nahezu unmöglich, dass bei solch einer großen Fluktuation in wenigen Wochen eine neue Hierarchie in der Mannschaft entsteht. Dafür benötigt man einige Monate. In der vergangenen Saison hatten Spieler wie Vinko Sapina, Felix Götze, Andreas Wiegel oder auch Cedric Harenbrock ein hohes Ansehen in der Kabine.
Marvin Obuz war da eher ein ruhiger Vertreter. In der laufenden Serie - hinzukommt, dass es noch nicht läuft - muss sich eine echte Kabinen-Hierarchie noch bilden. Jakob Golz und Luca Brumme sind keine Lautsprecher. Michael Schultz, Tobias Kraulich, José Enrique Rios Alonso, Manuel Wintzheimer oder Thomas Eisfeld können durchaus mal klare Ansagen machen. Das Problem: Wenn jemand eine Ansage macht, dann muss er zunächst mit Leistung vorangehen. Das ist das aktuelle Problem.
Nach zwölf Spieltagen gab es schon zwei mannschaftsinterne Krisensitzungen. Die letzte erfolgte zu Wochenbeginn. Die Spieler sollen nach unseren Informationen Tacheles geredet haben, an den Teamgeist, der zu Wünschen übrig lassen soll, appelliert haben.
Beispiel: Wenn Nils Kaiser und Robbie D'Haese in Rostock verletzt am Boden liegen, fehlte es, dass Mitspieler herbeieilten, um sich um die verletzten Kollegen zu kümmern. Kleinigkeiten sind es am Ende und sie entscheiden darüber, ob eine Mannschaft eine Einheit ist oder nicht. Aktuell hat RWE in diesem Bereich Probleme. Nach Gegentoren, wie in Rostock, gibt es gefühlt kein Aufbäumen. Im Gegenteil: eher leere Blicke oder Schuldzuweisungen.
Bleibt abzuwarten, ob die neuerliche Krisensitzung schon am Samstag (2. November, 14 Uhr) gegen Energie Cottbus Effekte zeigt.
Baustelle 06: der fehlende Knipser
Immer wieder, eigentlich schon seit Saisonbeginn, wird über einen Stürmer bei Rot-Weiss Essen diskutiert. Die sportlichen Verantwortlichen entschieden sich, keinen neuen Mann zu holen, nachdem es einige Absagen gab (siehe Teil eins). Am Ende verkaufte man die fehlende Stürmer-Verpflichtung als Vertrauensbeweis an Leonardo Vonic und Manuel Wintzheimer.
Während Vonic nur zu Saisonbeginn traf und seitdem enttäuschte, zeigte die Formkurve zumindest bei Wintzheimer nach oben, auch wenn sicherlich noch viel Luft nach oben bei ihm vorhanden ist. Die Winterpause rückt näher, und somit wohl auch die Suche nach einem Knipser.
Am Rande: Kaan Caliskaner, der der Wunschstürmer von Trainer Christoph Dabrowski war, hat nach seinem Wechsel von Eintracht Braunschweig zum polnischen Erstligisten Motor Lublin in zwölf Einsätzen noch kein Tor erzielt.
Baustelle 07: Probleme auch abseits des Rasens
Wenn es schon auf dem Platz nicht läuft, ist es immer wichtig, dass man ansonsten an einem Strang zieht. Doch auch das ist, wie die letzte Mitgliederversammlung zeigte, nicht der Fall gewesen.
Der Aufsichtsrat, der zuvor bei zwei Heimspielen von den Fans angegangen wurde, griff seinerseits den alten Vorstand um Marcus Uhlig und Sascha Peljhan an. Es wurde klar, dass RWE auch hier - vor der Wahl des neuen Aufsichtsrates 2025 - eine Baustelle hat, die in den kommenden Monaten noch für Diskussionen sorgen könnte.
Auch solche Themen machen vor der Kabine keinen Halt, wie zum Beispiel-Ex-Spieler Erwin Koen bestätigte. Jetzt gibt es schlimmere Sachen, als wenn es Diskussionen um den Aufsichtsrat gibt, doch wenn es sportlich eh nicht läuft, braucht man solche Zusatzthemen nicht wirklich.